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Sanierung
mit System: Trinkwasserbehälter Lindau-Hoyerberg
Er ist der größte natürliche Wasserspeicher
Europas: rund drei Millionen Kubikmeter Wasser pumpen allein
die Stadtwerke Lindau jährlich aus den Tiefen des Bodensees.
Mit dem kostbaren Nass versorgen sie über vierzigtausend
Einwohner in Lindau und Umgebung. Dazu unterhalten die Stadtwerke
mehrere Trinkwasserbehälter, wie die 1950 erbaute Doppelkammer
auf dem Hoyerberg. Diese wurde Anfang 2010 in nur drei Monaten
Bauzeit komplett saniert.
Trinkwasser gilt als das am intensivsten kontrollierte Lebensmittel
überhaupt im deutschsprachigen Raum. Beim Bau und bei der
Sanierung von Trinkwasserbehältern verlassen sich die verantwortlichen
Betreiber daher auf qualitativ hochwertige Baustoffe und zertifizierte
Verarbeiter.
Objektbeschreibung
Der Trinkwasserbehälter auf dem Hoyerberg in Lindau beinhaltet
in seinen drei Kammern insgesamt 6000m³ Trinkwasser.
Die dritte Kammer (4000m³) wurde 1996 neu erbaut und
ebenfalls mit einer epasit Dickbeschichtung ausgekleidet.
Laut Betreiber befindet sich diese Beschichtung in einem einwandfreien
Zustand. Daneben finden sich zwei identische, rechteckige
Kammern, von denen jede 1.000 m³ Wasser fasst. Vor der
Sanierung waren die Wände dieses Zweikammer-Behälters
mit 20 mm starkem Glattstrichputz versehen, die Decke mit
einer zementösen Dünnbeschichtung. Auf dem Boden
der Kammern befand sich ein Zementestrich von durchschnittlich
30 mm Dicke. Eine Besonderheit war die stabile Konstruktionsweise
der Decke mit mehreren Unterzügen. Beim Bau des Behälters
in den 1950er Jahren war geplant, diesen später zu überbauen.
Dies geschah nicht, doch diese Bauweise sollte nun die Sanierung
der Decke erschweren.
Gutachten zeigt Sanierungsbedarf auf
Nach jahrzehntelangem Betrieb wurden im Inneren der Kammern
vermehrt schadhafte Stellen sichtbar, weshalb der Betreiber
zunächst ein Gutachten in Auftrag gab. Dieses zeigte
Korrosionsschäden, welche gut durch Aufweichungen in
der Beschichtung zu erkennen waren. Partielle Hohlstellen
fand man zudem in Beschichtung und Putz. Die Oberflächen
sandeten und kreideten ab, was zu Kiesnestern führte.
An der Decke zeigten sich starke Korrosionsschäden, der
Estrich wies großflächige Hohlstellen auf. Um die
Hygienevorschriften für Trinkwasserbehälter wieder
einwandfrei erfüllen zu können, entschlossen sich
die Stadtwerke in Lindau zu einer umfassenden Sanierung.
Planungsphase
Saniert werden sollte zwischen Januar und März 2010,
für diesen Zeitraum richteten die Stadtwerke eine Notversorgung
ein. Demnach standen nur drei Monate Bauzeit zur Verfügung;
beide Kammern wollte man zügig und zeitgleich sanieren.
Zeit und Qualität waren denn auch die entscheidenden
Faktoren bei der Wahl des Saniersystems. "Aufgrund der
Langzeiterfahrung legen wir Wert auf eine zementöse Beschichtung
und eine insgesamt qualitativ hochwertige Sanierung"
erläutert Betriebsingenieur Tobias Ederer von den Stadtwerken
Lindau. "Die sehr kurze Austrocknungszeit des epasit
Beschichtungssystems beschleunigte die Bauzeit um ein bis
zwei Wochen" führt Walter Kupzok von der Konstruktionsgruppe
Bauen in Kempten aus, der die Ausschreibung erstellte und
die Bauüberwachung für die Stadtwerke Lindau leitete.
Sanierung mit
mineralischen Baustoffen
Bereits seit Tausenden von Jahren dienen Trinkwasserbehälter
der sicheren Versorgung mit dem lebensnotwendigen Nass. Schon
die alten Römer verwendeten dafür Baustoffe auf
mineralischer Basis, die als Vorläufer des heute bekannten
Mörtels gelten. Mineralischer Mörtel zeichnet sich
aus durch leichte Verarbeitung, lange Lebensdauer und extremen
Witterungsschutz. Zu einer Sanierung mit mineralischem Mörtel
gab es laut Tobias Ederer von den Stadtwerken in Lindau keine
echte Alternative, da er mit dem ursprünglich verwendeten
Beton eine homogene Verbindung eingehen kann und sich historisch
bewährt hat.
Ausschreibung an
W 316- zertifizierte Verarbeiter
Für die Stadtwerke kam nur ein nach DVGW W 316 zertifiziertes
Unternehmen als Partner in Frage. Den Zuschlag für das
öffentlich ausgeschriebene Projekt erhielt schließlich
die Firma Aqua Concept aus Heidesheim. Der dortige Projektverantwortliche
Martin Kienzle erläutert die Arbeitsweise: "Der
von uns verwendete Nassspritzmörtel Top 300 lässt
sich geschmeidig verarbeiten und hat eine deutlich höhere
qm-Leistung als Trockenspritzmörtel, bei dem durch Rückprall
viel Material eingebüst wird". Dank der einfachen
Verarbeitung und hohen Ergiebigkeit sei das Beschichtungssystem
deutlich wirtschaftlicher als Konkurrenzprodukte, so Kienzle
weiter.
Abbrucharbeiten
Rund 100 Tonnen altes Material wurden bei der Instandsetzung
der Doppelkammern ausgebaut und abtransportiert. Zunächst
trugen die Arbeiter den Glattstrichputz ab und legten das
Korn des Betons im Wandbereich mit Höchstdruckstrahlen
frei. Im nächsten Schritt musste die zementöse Dünnbeschichtung
an der Decke weichen, daneben wurde der Estrich abgetragen
und die komplette Verrohrung ausgebaut. Beim Abtrag des vorhandenen
Putzes stellte man eine zu geringe Betondeckung der Bewehrung
fest, weshalb die Betondecke bei der Sanierung um 2 cm verstärkt
wurde.
Instandsetzung mit System
Für jeden Schritt der Sanierung kamen aufeinander abgestimmte
Komponenten des epasit Beschichtungssystems zum Einsatz. Dasselbe
System war bereits 1996 bei dem Neubau des benachbarten, großen
Trinkwasserbehälters der Stadtwerke Lindau auf dem Hoyerberg
erfolgreich eingesetzt worden. Risse im Beton wurden mit Injektionsmaterial
verpresst oder verfüllt. Zum Schutz vor erneuter Rostbildung
beschichtete man den entrosteten Bewehrungsstahl. Eine Haftbrücke
bildet die Verbindung zum nachfolgenden Reparaturmörtel.
Fehlstellen im Beton wurden je nach Tiefe mit geeignetem Spezialmörtel
ausgebessert. Poren und Lunker beziehungsweise Rautiefen im
Beton schloss man mit egalisierendem Spachtel. Zum dauerhaften
Schutz der Trinkwasserqualität erfolgte dann die vollflächige
Innenbeschichtung. Insgesamt wurden bei der Sanierung in Lindau
120 Tonnen an Baustoffen verarbeitet.
Dauerhaft saniert
Die Qualität einer Innenbeschichtung hängt entscheidend
vom Material und seiner sorgfältigen Verarbeitung ab.
Ziel ist es, eine geschlossene Oberfläche ohne durchgehende
Poren zu erreichen. Die Schichtdicke soll darüber hinaus
gleichmäßig sein und eine möglichst glatte
und ebene Oberfläche aufweisen, damit sich Verschmutzungen
nur schwer ablagern können und um die Reinigung zu erleichtern.
In Lindau wurde die neue Beschichtung im Nassspritzverfahren
als Dickbeschichtung wie folgt aufgebracht:
Decke 20 mm spritzrauh
Wände 20 mm geglättet
Boden 30 mm geglättet
Zu den Materialanforderungen erläutert
Tobias Ederer von den Stadtwerken Lindau: "Wir legen
Wert auf einen qualitativ hochwertigen Mörtel und eine
Dickbeschichtung". Und Herr Böhme von der Konstruktionsgruppe
Bauen ergänzt: "Die Gesamtporosität nach 28
beziehungsweise 90 Tagen spielt für uns eine wichtige
Rolle". Das verwendete Beschichtungssystem konnte beide
überzeugen. Im Übrigen erfüllt es die Anforderungen
der Arbeitsblätter W 270, 300 und 347 der DVGW (Deutsche
Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V.) in vollem Umfang.
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